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Historisches zur Nikolaikirche

Die im Norden der Stadt am Holzmarkt gelegene Kirche gehörte vermutlich schon zu einem Dorf, das einen der Siedlungskerne Gardelegens bildete. Einen zweiten Kern bildete die Siedlung um die im Ursprung ebenfalls romanische Marienkirche (siehe dort) im Süden der Stadt, wo man auch die Lage der ersten Burg vermuten kann. Für beide Kirchen ist Heinrich von Gardelegen aus dem Geschlecht der askanischen Markgrafen, der 1186-1192 auf der Burg Gardelegen saß, als Bauherr genannt.

 

Nikolaikirche um 1200


Die Nikolaikirche hatte ursprünglich den Hl. Stephan als Schutzpatron. Am heutigen Standort wird eine hölzerne Missionskirche aus der Karolingerzeit vermutet. Der Neubau der Nikolaikirche im 12. Jahrhundert auf den Resten des Vorgängerbaus, einer romanischen Saalkirche, war die Hauptkirche der Stadt. Zu dem Zeitpunkt fand der Wechsel zum Schutzpatron St. Nikolaus statt, dem Schutzpatron der Kaufleute und Schiffer. Das deutet auf den Ursprung der Stadt als Kaufmannssiedlung, die sich am Schnittpunkt wichtiger Handelswege im Schutz der Burg am Mildeübergang entwickelte (urkundlich 1196). Um 1300 erfolgte der gotische Aufbau des Chores und bis Ende des 15. Jhd. der Bau des gotischen Mittelschiffes unter Einbeziehung romanischer Teile. Der neuere Aufbau des Turmes erfolgte um 1500. Anbauten des frühen 16. Jhd. an der Nord- und Süd-Seite des Chores dienten als Sakristei, Bibliothek und Pestkammer.

 

1309 wird sie als Hauptkirche der Stadt erstmals als Pfarrkirche erwähnt. Dokumente vor dieser Zeit sind vermutlich durch Brand vernichtet worden. Nach der Reformation (in Gardelegen 1539) gewann die Marienkirche im Süden der Stadt mehr an Bedeutung, so dass man am Ende des 18. Jhd. sogar den Verkauf und Abriss der Nikolaikirche erwog, zumal sie baufällig war. Die Bürger lehnten sich dagegen auf und sorgten für die Wiederherstellung. In verschiedenen Baustufen war die dreischiffige vierjochige Backsteinhallenkirche mit einem Kreuzrippengewölbe und einem vierjochigen Chor mit 5/8 Schluss als Zeugnis großer wirtschaftlicher Blüte der mittelalterlichen Stadt gebaut worden.


Die Zerstörung der Gewölbe und der Dächer durch den Bombenangriff am 15. März 1945 legten die Merkmale der einzelnen Bauphasen frei, so den romanischen Triumphbogen und das romanische Glockengeschoss mit den Koppelarkaden. Die bauarchäologischen Untersuchungen im Jahr 1993 ergaben eine Datierung der romanischen Vorgängerkirche in das Ende des 12. bis zum ersten Viertel des 13. Jhd., die auch durch den in der Romanik verwendeten Mauerverband an sämtlichen erhaltenen frühen Bauteilen bekräftigt wird.

 

1940 – 1943 wurden bei Renovierungsarbeiten spätgotische Wandmalereien freigelegt, von denen nach dem Bombenangriff leider nur die Heiligendarstellungen aus dem 15. Jhd. im Chor erhalten geblieben sind. Ihre Restaurierung konnte 2013 abgeschlossen werden. Die Holzdecke des Langchores wurde als Ersatz für die zerstörte Wölbung eingebaut. Sie zeigt Wappen von Bürgerfamilien aus dem 16. Jhd. Teile der wertvollen Ausstattung konnten nach dem Bombenangriff geborgen werden und befinden sich in der Marienkirche.

 

historische Ansicht
Als am 15. März 1945 Bomben auf die Nikolaikirche fielen, schien über Jahrzehnte hinweg das Ende des Gotteshauses besiegelt zu sein. Der Chorraum wurde für Gottesdienste wieder eingerichtet. Sturmschäden und mangelndes Baumaterial förderten jedoch den weiteren Verfall und so fand Pfingsten 1977 der letzte Gottesdienst statt.